Lieber Leser, liebe Freundinnen unserer Zeitschrift,
es geht Schlag auf Schlag, eine BAWÜLON jagt die andere. Die Leipziger Buchmesse steht kurz bevor.
Diese Ausgabe ist eine ganz besondere, sie ist fast ganz und gar Imre Törek, unserem Freund, gewidmet. Imre ist am 3. Februar siebzig Jahre alt geworden. Wir gratulieren ihm ganz herzlich und wünschen ihm alles Gute, vor allem aber Gesundheit.
Imre Török ist in Ungarn aufgewachsen und als Jugendlicher zusammen mit seinen Eltern dem kommunistischen Regime entflohen.
Das Jahr der blutigen Unterdrückung des Volksaufstands 1956 hat sich dem Editorialisten tief eingeprägt, hat er doch damals eine Gedenkveranstaltung auf die Beine gebracht. Es wurde eine beträchtliche Summe gespendet und vom Heranwachsenden RW nach Karlsruhe ins Auffanglager gebracht.
Imre Török hat schnell Deutsch gelernt und später Germanistik, Geschichte und Philosophie in Tübingen studiert, dort war er unter anderem Schüler von Ernst Bloch. Seit 1990 wohnt er im Allgäu. Er ist Mitglied des deutschen PEN und war von 2005 bis 2015 Bundesvorsitzender des VS. Seit 2018 ist Török Ehrenvorsitzender des VS Baden-Württemberg.
Wer er ist, kann man aus seinem Lebensmotto herauslesen: Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.
Von Török sind bisher über zwanzig Titel erschienen.
Der Pop-Verlag freut sich und ist stolz darauf, dass von ihm inzwischen sechs Titel hier erschienen sind. Ja, wir können sogar sagen, er ist einer unserer Hausautoren geworden.
Deshalb haben wir ihm zum Siebzigsten diese Ausgabe der BAWÜLON gewidmet unter dem Motto: Die Frage nach Heimat, ein großartiger Schmerz.
Den Anfang macht der Text Schriftsteller in Ewigkeit. Darin spielt er mit „Ewigkeit“, weil er sich in einen kleinen Weiler dieses Namens zurückgezogen hat im Allgäu. Es folgt die Gratwanderung, Hohelied, eine Fantasie eines alten Mannes, der in einer geschlossenen Abteilung leben muss.
Das Thema Flüchtling, Heimat erfasst der nächste Text. Interessant dabei, welche Rolle dieses Thema bei seinem Roman Haremden Berlin’e Cavidan (Aus dem Harem nach Berlin. Djavidan) spielt, der zuerst auf Türkisch erschienen ist. (Auf Deutsch „Die Königin von Ägypten in Berlin“, POP-Verlag 2017). Dazu passt ein Bericht über das Schicksal der verhafteten Schriftstellerin Ash Erdoğan. Von Arzu Demir lesen wir einige Gedichte. Imre Török schreibt von seinem politischen Handeln, er reist auch in gefährliche Krisengebiete. Er hat sich mit Sophie Scholl intensiv beschäftigt, mit einem Wort, er ist auch ein dezidiert politischer Schriftsteller. Daneben finden sich auch sehr persönliche, ja, auch anrührende Texte.
Für das Auge haben wir viele Fotos aus verschiedenen Phasen des aufregenden Lebens von Imre Török.
Des weiteren haben wir einige Gedichte von Klaus Martens, Arzu Demir und Milan Hrabal ausgewählt. Peter Gehrisch führt in Milan Hrabals Dichtung ein. Uwe Spörl empfiehlt Ralph Grünebergers Gedichtband Die Saison ist eröffnet.
Ich muss hier Schluss machen, der Drucker droht, und Traian schließt sich ihm an, weil eben auch Leipzig droht.
Verehrte Leserin, geneigter Leser, der Untenstehende wünscht Ihnen im helleren Märzlicht eine anregende Lektüre der neuen Bawülon.
Rainer Wedler
Es signiert:
• Imre Török • Die Frage nach Heimat, ein großartiger Schmerz • Arzu Demir • Andreas Wilhelm • Helga König • Peter Frömmig • Klaus Martens • Peter Gehrisch • Milan Hrabal • Carsten Piper • Rainer Wedler • Uwe Spörl •
Editorial / S. 5
Die Welt und ihre Dichter
Imre Török • Die Frage nach Heimat, ein großartiger Schmerz
Imre Török • Schriftsteller in Ewigkeit / S. 7
Imre Török • Gratwanderung. Hohelied / S. 11
Imre Török • Flüchtige Gedanken über Heimat und Exil / S. 16
Imre Török • Aslı Erdoğan verhaftet . Für die Freiheit des Worts in der Türkei / S. 22
Imre Török • Lehrer / S. 25
Imre Török • Flughafen / S. 29
Imre Török • Blick des Vogels / S. 31
Imre Török • Sehnsucht nach Licht / S. 32
Arzu Demir • Fünf Gedichte / S. 37
Imre Török • Über Leben, Literaturen, Phantasie, Heimat, Schicksal / S. 47
Imre Török • Kobane – An der Pforte der Hölle / S. 55
Imre Török • Gesang der Nacht / S. 62
Imre Török • Die mesopotamische Tasche / S. 66
Imre Török • Sophie Scholl – eine Annäherung / S. 71
Imre Török • Über Walter Kiechler / S. 91
Imre Török • Endsieg / S. 99
Imre Török • werden wollen / S. 105
Imre Török • zusammen – birlikte – együtt – together / S. 106
Imre Török • Anfänge, endlos / S. 109
Imre Török • Zwischen Melonen, Kulturen, Stühlen . Fragen zur Migrantenliteratur / S. 113
Andreas Wilhelm im Gespräch mit Imre Török • „Schon ein lyrischer Tropfen höhlt den Stein der Barbarei“ / S. 121
Imre Török • Literatur und Gewissen / S. 129
Imre Török • Lupenreine Wahrheit / S. 132
Imre Török • Ich Nazi / S. 135
Imre Török • Erbschaft und Schicksal / S. 137
Imre Török • Walderdbeeren im Schnee vor Weihnachten / S. 146
Imre Török • Mangoverkäuferin / S. 151
Helga König im Gespräch mit Imre Török über seinen Roman „Die Königin von Ägypten in Berlin“ / S. 159
Imre Török • Gesunde, Geliebte! . Türkei-Impression / S. 168
Imre Török • Dauerbrenner / S. 172
Imre Török • Glück / S. 174
15 Jahre Literaturverlag Traian Pop
Klaus Martens • Sieben Gedichte / S. 185
Peter Gehrisch • „möglicherweise werden die Schlangen mich bitten zu zischen wie sie“ . Zu Milan Hrabal Gedichte / S. 192
Milan Hrabal • Sechs Gedichte / S. 195
Zur Verhältnismäßigkeit der Relativität
Carsten Piper • Lost In Labelland / S. 205
Bücherregal
Uwe Spörl • Ralph Grüneberger, Die Saison ist eröffnet. / S.207