Bawülon 3/2016 (23) • Jürgen Israel • Der Dorfschreiberpreis von Katzendorf •

Liebe Leserin, lieber Leser,

nicht außer Atem kommen! Eine BAWÜLON jagt die andere, weil wir in Verzug geraten sind, Gründe dafür gibt es viele, die sollen aber hier nicht ausgebreitet werden. Freuen wir uns also über eine Nummer, die wieder einmal viel und Vielfältiges bietet.

Den Beginn macht Johann Lippet, der längst zu den Stammautoren des Pop-Verlags gehört, mit Vorkommnisse, Aufzeichnungen zu Versen umgemünzt. Es ist erstaunlich, wie es Lippet gelingt, aus einfachen Erlebnissen, Beobachtungen des Alltags Gedichte zu ziehen, die berühren, nachdenklich machen.

Bela Tsiburia, Professorin an der Universität von Tiblissi, stellt uns mit Schota Tschantladse (1928-1968) einen weiteren georgischen Dichter vor, der, zu Lebzeiten kaum bekannt, heute sehr geschätzt wird. Er gehörte zu den wenigen Autoren, die im sowjetischen Georgien Gedichte in Ich-Form schrieben, eine stille Form des Protests gegen den gleichmacherischen Kommunismus.

Horst Samson hat für uns das Gedicht Einiges von dem, was ich nicht verstehe des rumänischen Dichters Iosif Costinas übersetzt. Costinas, ein kritischer Kopf vor und nach der Revolution von 1990, wurde 2003 tot aufgefunden. Die Todesursache ist bis heute nicht geklärt.

William Totok, Mitglied der Aktionsgruppe Banat, ist der Schwerpunkt des Hefts gewidmet. Totok ist bis heute in verschiedenen Organisationen tätig, die sich für die Menschenrechte einsetzen. 2016 ist im Pop-Verlag der Lyrikband … an den Fahnenstangen fault die Wut erschienen. Hier drucken wir seine Recherche in den Akten der Securitate ab. Es sind bedrückende Einsichten in ein System der Unterdrückung.

Den Kontrast setzt, ironisch wie immer, Carsten Piper mit der kleinen Geschichte von seiner ersten großen Liebe.
Henning Schönenberger können wir nur dafür bewundern, wie er sein alter ego iohanan mutig an dessen geheimschrift weiterarbeiten lässt.
Johanna Anderka und Doru Eugen Popin stellen sich mit einer großen Auswahl von Gedichten vor.
Besonders möchte ich unseren Verleger Traian Pop Traian erwähnen, ist er doch auch ein sehr zeitkritischer Lyriker.

Abschließend drei kürzere Prosatexte von Steliana Huhulescu, Gerhard Bauer und Elena Kisel, dazwischen Gedichte und Bilder von Hans-Walter Voigt aus seinem in der Edition monrepos (Pop-Verlag) jüngst erschienenen Buch.
Der Verfasser dieses kommt nun nicht umhin, von sich selbst zu sprechen. Reinhard Grüner hat sich nämlich Gedanken zu einigen meiner Objekte (TeT – objets trouvés et transformés) gemacht, die wir im Atelier ausstellen.
Dieter Mettler, Wolfgang Schlott und Constanze Schmidt haben drei Rezensionen ins Regal gestellt.
Den Abschluss bildet ein Gespräch mit Katharina Dück und Elena Kisel über KAMINA, den studentischen Dichterkreis Heidelberg.
Der Frühling schaut zum Fenster herein, steht vor der Tür, gehen wir hinaus und lassen uns von ihm die winterschweren Gedanken aus dem Kopf blasen.

Rainer Wedler

Es signiert:  

• Schota Tschantladse • ein un-sowjetischer Dichter im sowjetischen Georgien • Vorkommnisse, Aufzeichnungen zu Versen umgemünzt • Johann Lippet Iosif Costinaş • William Totok • Zwanzig Jahre lang im Visier der Securitate (Teil I) • Bela Tsipuria • Rainer Wedler • Johanna Anderka • Eugen D. Popin • Henning Schönenberger • Hans-Walter Voigt • Steliana Huhulescu • Reinhard Grüner • Dieter Mettler • Constanze Schmidt • Gerhard Bauer • Wolfgang Schlott • Traian Pop Traian • Katharina Dück • Elena Kisel •


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