Die neue BAWÜLON ist Ilse Hehn, Klaus Martens und Gerhard Bauer gewidmet. Das Redaktionsteam gratuliert Gerhard Bauer zum 90. Geburtstag, Ilse Hehn und Klaus Martens zum 75.
Gerhard Bauer, Professor für Germanische Sprachwissenschaft und Ältere deutsche Literatur an der Universität Mannheim, hat viele Jahre im Ausland gelehrt, unter anderem in Japan und in Ägypten. Der Schwerpunkt seiner Forschungen lag auf dem Werk des spätmittelalterlichen Predigers Johann Geiler von Kaysersberg. Für seine Enkel hat er den witzig-hintergründigen Erzähler in sich entdeckt, der sich in kurzen Texten manifestierte. Der Liebhaber von Kriminalgeschichten hat 2012 dann seinen eigenen Krimi Professor Fuhrmanns Badekur im Pop-Verlag herausgebracht, wofür er dessen Debut-Preis erhielt. Das Alter und der Tod seiner Frau hat Gerhard Bauer in kurzen Texten thematisiert, die wir in der aktuellen BAWÜLON abdrucken.
Der Anglist und Germanist Klaus Martens war Professor für Nordamerikanische Literatur und Kultur. Er hat das Zentrum für kanadische und angloamerikanische Kulturen an der Universität des Saarlandes gegründet. Daneben veröffentlicht er seit über dreißig Jahren eigene Gedichte in namhaften Zeitschriften. Außerdem hat er aus dem Englischen übersetzt Werke von Elizabeth Bishop, Thomas Lux, Wallace Stevens, Derek Walcott und anderen. Seit 2013 erscheinen seine Lyrikbände im Pop-Verlag. Und natürlich immer wieder einzelne Gedichte in unseren beiden Literaturzeitschriften BAWÜLON und MATRIX. So auch in dieser Ausgabe. Traian Pop Traian gibt einen kurzen Einblick in die Lyrik des Klaus Martens, gefolgt von neuen Gedichten des Autors. Reizvoll dabei ist, dass sie auch in seiner Handschrift zu lesen sind. Barbara Zeizinger gibt einen kenntnisreichen Einblick in die Lyrik des Klaus Martens, wozu wir auch einige frühere Gedichte von ihm abdrucken
Der schon mehrfach ausgezeichnete Lyriker Hadaa Sendoo gibt uns einen Einblick in die Welt der Mongolei. Seine Gedichte sind in über dreißig Sprachen übersetzt worden. Sendoo lebt heute als Literaturprofessor in Ulaanbaatar. Jürgen Jankofsky führt kurz und präzise ein in Leben und Werk des Dichters.
Kenntnis- und umfangreich schreibt Anton Sterbling von der rumäniendeutschen Autorin und Bildenden Künstlerin Ilse Hehn, die über viele Jahre im Fadenkreuz der rumänischen Sicherheitsbehörde Securitate gewesen ist. Nach der Revolution siedelte sie 1989 nach Deutschland über. Die kurzen Texte, zusammengefasst unter dem Titel Roms Flair in flagranti, sind intelligente Spotlights, exakt auf die Besonderheiten der Ewigen Stadt gerichtet.
Albrecht Schau, Literaturwissenschaftler, hat schon einige sehr originelle Kriminalromane verfasst. Dieses Mal begibt er sich ins Bistro, das Elemente der Kneipe, des Kaffeehauses alter Schule, der Hotelbar, des Restaurants, des Schnellimbiss, der Würstchenbude vereint. Das Bistro als Fortsetzung der Arbeitswelt mit anderen Mitteln, als Ort der Unkultur. Mit Genuss zu lesen.
Von Irena Habalik lesen wir einfühlsam-kenntnisreiche Gedichte, die vor allem die Problematik der weltweiten Fluchtbewegungen aufgreifen. Die Autorin selbst hat 1974 Polen verlassen und eigene Erfahrungen mit Abschiebungen machen müssen.
Rainer Wedler, mehrmals Gast im Haus am See in Kastanienbaum, hat dieses Jahr frühere Einträge im Gästebuch gefunden und abgeschrieben, hier sind sie.
Der vielseitig begabte Wahlschwabe Widmar Puhl gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf sein größenwahnsinniges Lyrik-Projekt: Ein Divan oder Anti-Divan in der Tradition des berühmten „West-östlichen Divans“ von Goethe. (Puhl) Und bringt dazu einen kurzen Überblick über die Poeten des morgenländischen Andalusiens.
Im Bücherregal stehen Rezensionen von Piotr Ostrów, Wolfgang Schlott und Widmar Puhl, der auch wieder von der Stuttgarter und Ludwigsburger Kulturszene berichtet.
Die neue BAWÜLON hat Stoff genug, um den kalt-dunklen Tagen kräftig einzuheizen. Gegen Überhitzung hilft ein Glas Badener Grauburgunder.
Rainer Wedler
Es signiert:
• Klaus Martens • Ilse Hehn • Gerhard Bauer • Anton Sterbling • Barbara Zeizinger • Hadaa Sendoo • Jürgen Jankofsky • Irena Habalik • Albrecht Schau • Piotr Ostrów • Peter Gehrisch • Wolfgang Schlott • Widmar Puhl • Traian Pop Traian •
Inhalt
Rainer Wedler • Editorial / S. 5
Die Welt und ihre Dichter
Traian Pop Traian • Klaus Martens, zwischen literarischem Liebes- und Prokrustes-Bett / S. 7
Klaus Martens • Stachelbeergärten . Sieben Gedichte / S. 14
Barbara Zeizinger • Für Klaus Martens . Ein Gedicht / S. 29
Klaus Martens • Frühe Gedichte / S. 30
Barbara Zeizinger • Lyrische Reise durch Zeit und Raum / S. 40
Hadaa Sendoo • Mongolischer blauer Fleck . Gedichte und
Bilder / S. 49
Jürgen Jankofsky • Eine „andere Art von Realität“ / S. 61
Anton Sterbling • „So, dass die Kunst am Ende siegt…“ . Zu Ilse Hehn: Irrlichter. Kopfpolizei Securitate/ S. 65
Ilse Hehn • Roms Flair in flagranti . Prosa und Bilder / S. 79
Gerhard Bauer zum 90. Geburtstag / S. 89
Gerhard Bauer • Sein großer Tag / S. 92
Gerhard Bauer • Die Erinnerung / S. 98
Gerhard Bauer • Die Heimkehr / S. 102
Gerhard Bauer • Nur ein Bild / S. 107
Gerhard Bauer • Die Frau ohne Ich / S. 120
Gerhard Bauer • Der alte Mann und die Zeit / S. 127
Albrecht Schau • Das Bistro – Blitzlichter auf ein Massenphänomen / S. 135
Irena Habalik • Festung Europa . Dreizehn Gedichte / S. 142
Rainer Wedler • Einträge ins Gästebuch . Drei Gedichte / S. 158
Widmar Puhl • Suleikas rebellische Kinder – Gedichte / S. 163
Widmar Puhl • Inspirationen aus Andalusien / S. 171
Bücherregal
Piotr Ostrów • Handle so, dass die Leiden den Ort verlassen . Gedanken zu Eginald Schlatters Roman „Wasserzeichen“ / S.181
Piotr Ostrów • Dieser Band war ein Fanal! . Ungarische Lyrik aus Rumänien als einer der Wegweiser für den Ausstieg aus dem kommunistischen Lager / S.183
Widmar Puhl • Schnee-Gedichte von Peter Schlack: bitterüß / S.185
Wolfgang Schlott • Saša Stanišić . Herkunft / S.186
Widmar Puhl • Fasil Iskander: ein großartiger Erzähler / S. 189
Aus der Kulturszene
Widmar Puhl • „Ökonomische Zensur“ bei der Stuttgarter
Zeitung? / S. 191
Widmar Puhl • „Babi Jar“: ein musikalisch-literarisches Ereignis in Ludwigsburg / S. 193
Widmar Puhl • Jubelnde Stimmen Die Gaechinger Cantorey / S. 195
Widmar Puhl • Ausblick der Internationalen Bachakademie
Stuttgart / S. 197
Widmar Puhl • Valer Sabadus – ein Countertenor der Extra-
klasse/ S. 199
Widmar Puhl • Ein begnadeter Unruhestifter geht Intendant
Thomas Wördehoff verabschiedet sich nach zehn Jahren Lud-
wigsburger Schlossfestspiele S. 202