Willkommen

BAWÜLON – Süddeutsche MATRIX für Literatur und Kunst ist eine überregionale deutsche Literaturzeitschrift, die seit 2011 viermal im Jahr in der Edition MATRIX, einer Veröffentlichung des Ludwigsburger POP-Verlags, erscheint.

Bawülon, die Schwester unser Literatur und Kunst- Zeitschrift BAWÜLON, ist – so wie MATRIX – der europäischen Idee verpflichtet. In dieser Publikation steht neben Deutschland Südosteuropa im Mittelpunkt, d.h., sie will einem deutschsprachigen Publikum die vielfältigen Möglichkeiten von Kultur, Sprache und Literatur des südosteuropäischen Kontinents nahebringen. Sie ermöglicht Literaten und Künstlern aus Deutschland und des Ostens, einander näher kennen zu lernen. Lyrik und Prosa, Buchbesprechungen, Essays über aktuelle und historische, kulturelle und politische, künstlerische und biografische Themen, Interviews, Informationen über Verlage, Literaturfestivals, Ausstellungen und Publikationen aus Europa und Südosteuropa bilden die Eckpfeiler des Programms.

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Eine Zeitschrift für Literatur und Kunst herauszugeben ist ein Wagnis. Gerade in dieser Zeit, in der der digitale Wandel die Medienlandschaft revolutioniert und gleichzeitig existenzielle Unwägbarkeiten den Alltag bestimmen, Arbeitsplätze und soziale Sicherungssysteme wegbrechen, Altbewährtes und sicher Geglaubtes fraglich geworden ist. Dem begegnen wir mit der Devise: Jetzt erst recht! Denn „der Dichter”, so Michel Butor im Gespräch mit Rodica Draghincescu im 2005 erschienenen Buch  Schreibenleben, „fühlt sich zwar oft ohnmächtig, ist es aber viel weniger als ein Politiker. Wie bei einer chemischen Katalyse steuert er ein Element bei, das kaum wägbar sein mag, aber die ihn umgebenden Mechanismen nach und nach völlig verändert.” Wenn er denn ein entsprechendes Forum findet.

Fotografieren, Dichten und Gestalten lassen den Strom des Alltags innehalten, entreißen ihm einen Moment der Wirklichkeit. Bawülon setzt auf dieses grundlegende menschliche Bedürfnis, Leben und Zeitgeschehen festzuhalten. Ob als Leser oder Autor, Abonnent oder Sponsor: Wir freuen uns über Ihr Interesse am Projekt Bawülon.

Traian Pop

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Aktuelle Ausgabe

BAWÜLON 4/2020 (40)

Verspätet, aber dennoch, Corona sei getrotzt, die neue BAWÜLON liegt vor Ihnen. Der Zwangsklausur können Sie etwas Gutes abgewinnen, indem Sie die neue Nummer in die Hand nehmen, sich in Ihre Wolldecke einwickeln und in Ihren tiefsten Sessel fallen lassen, ein Schüsselchen mit den letzten Weihnachtsplätzchen auf den kleinen Tisch stellen und sich genüsslich nähren mit süßer Sünde und guten Texten.

In „Die Welt und ihre Dichter“ stellen wir vor: Nurduran Duman eine türkische, Zrinka Štimac eine deutsche mit kroatischen Wurzeln und Milena Fucimanová eine tschechische Dichterin. Anghel Dumbrăveanu, der 2013 verstorbene rumänische Autor, gesellt sich mit seinen Gedichten dazu. Männerquote.

Nurduran Duman, geboren 1974, lebt in Istanbul und ist Kolumnistin bei der Zeitung Cumhuriyet. Für ihre Werke erhielt sie 2005 den Cemal Sureya Poesie Preis, dem sich bis heute weitere Auszeichnungen anschlossen. Die von uns vorgestellten Übersetzungen sind im Rahmen des Europäischen Literaturfestivals Köln Kalk entstanden. Es sind lebenspralle Texte.

Zrinka Štimac ist wissenschaftliche Mitarbeiterin mit den Schwerpunkten Religion in der Bildung, Religion und Politik und Methodenbildung. Ihre Gedichte reflektieren die Balkankriege, aber auch Stationen in ihrer neuen Heimat Deutschland.

Hans Dama macht uns kenntnis- und umfangreich bekannt mit Leben und Werk des Lyrikers Anghel Dumbrăveanu, der zur Generation 60 gehört, die den Umbruch in der rumänischen Gegenwartslyrik mit großem Erfolg anstrebte. Dama verdanken wir auch die Übersetzung einer großen Zahl von Gedichten Anghel Dumbrăveanus.

Milena Fucimanová konnte ihr erstes Buch nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen am 21. August 1968 nicht erscheinen lassen und musste damit fast zwanzig Jahre warten. Reiner Kunze ist es zu verdanken, dass mit Schmerzstrauch 1957 eine kleine Sammlung poetischer Prosa und Gedichte erscheinen konnte. Die promovierte Linguistin ist unter anderem Dramaturgin und Szenaristin des Musik- und Poesie-Theaters Agadir. Bei Fucimanová setzen sich in einer feinnervigen Weise beobachtete Ereignisse nach innen fort. Auffallend ist die Kraft der bildhaften Vergleiche. So auch in ihrem Text Bärenjagd.

Anton Sterbling, geboren 1953 in Groß-Sankt-Nikolaus/Rumänien, kam 1975 nach Deutschland. Er ist Professor für Soziologie und Pädagogik. Neben einer sehr großen Zahl von wissenschaftlichen Büchern ist von ihm auch Belletristisches erschienen. Wir drucken mit An der Grenze erschossen? einen Abschnitt aus dem Prosaband Die versunkene Republik ab. Es ist eine sehr spannende Geschichte, die deutlich auf das gefährliche Leben in einer Diktatur hinweist. Ein junger Mann geht mit Unbekannten ein riskantes Spiel ein, das ihn ins Gefängnis führen wird. Wir lernen ein Unrechtsregime kennen in seiner inneren Struktur.

Auf den Seiten 106 bis 139 bringen wir Ausschnitte aus dem Buch Die Geschichte Siebenbürgens der rumänischen Historiker Ioan-Aurel Pop und Ioan Bolovan, erschienen 2020 im Pop Verlag Ludwigsburg. Ein fundiertes spannendes Werk, das zeigt, wie das Zusammenleben verschiedener ethnischer Gruppen funktionieren und scheitern kann. Siebenbürgen war in der Antike eine römische Provinz, im Mittelalter eine Wojwodschaft des Königreichs der Ungarn, später autonomes Fürstentum und schließlich habsburgische Provinz. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Siebenbürgen Bestandteil des Königreichs Rumänien.

Widmar Puhl lädt uns ein zum zweiten Teil seiner Abenteuerreise mit Chor, übertitelt mit Heilige Stätten rund um den See Genezareth und Durch die Wüste. Ein lebendiger Bericht, ergänzt durch eindrucksvolle Fotos.

Andreas Andrej Peters liefert mit 1000FÜßLER KIRCHE (Kafkaeske Predigt/Geschichte) (Franz Kafkas Erzählung „Verwandlung“ im Hinterkopf ) einen skurrilen Text zu Jesu Fußwaschung im Johannesevangelium. Das neununddreißigste Kind ist eine dicht gedrängte Geschichte, die aufzeigt, dass grausame Menschenverachtung eine immer wiederkehrende Gewalt nach sich zieht. Peters hat kirgisische Wurzeln und ist heute Pastor der Evangelischen Freikirche Bad Reichenhall und diplomierter Gesundheitspfleger in der Neurologischen Uniklinik Salzburg.

Ungewolltes Wiedersehen von Astrid Bartel ist eine düstere Geschichte, spannend erzählt mit ungewissem Ausgang. In Hermannstadt geboren, lebt sie seit 1965 in Deutschland.

Sehr gut gefüllt ist unser Bücherregal mit Besprechungen von Heinz Weissflog, Wolfgang Schlott, Hans Dama, Tanja Gensfett und Uli Rothfuss.
Widmar Puhl macht sich Gedanken über die Problematik des Corona-Kunstlebens und beschreibt detailliert seine Korrespondenz darüber mit den Behörden.

Wir grüßen unsere Leserinnen, auch den einen oder anderen unserer Leser, herzlich und wünschen beiden (auch allen anderen) Geschlechtern, dass sie von dem verdammten Corona nicht erkannt werden und in der Zwangshaft interessiert in der BAWÜLON lesen können.

Rainer Wedler

• Nurduran Duman • Anghel Dumbrăveanu • Hans Dama • Zrinka Štimac • Anton Sterbling • Ioan-Aurel Pop • Ioan Bolovan • Geschichte Siebenbürgens . Die Welt des Mittelalters • Widmar Puhl • Andreas Andrej Peters • Astrid Bartel • Heinz Weißflog • Wolfgang Schlott • Tania Gensfett • Uli Rothfuss •

Rainer Wedler • Editorial / S. 5

Die Welt und ihre Dichter
Nurduran Dumandünyanın su tarafı / Die Wasserseite der Welt . Zehn Gedichte in Original (türkisch) und in deutscher Übertragung / S. 6
Anghel DumbrăveanuDiligenţa de seară / Die Abendpostkutsche . Zehn Gedichte in Original (rumänisch) und in deutscher Übertragung von Hans Dama / S. 28
Hans Dama • Anghel Dumbrăveanu, ein Rumänischer Dichter der „Generation 60“ / S. 48
Zrinka Štimac • Neun Gedichte / S. 60
Milena Fucimanová • Bärenjagd / S. 69
Anton Sterbling • An der Grenze erschossen? . Prosa / S. 76

Zeitgeschichte
Ioan-Aurel Pop / Ioan Bolovan • Geschichte Siebenbürgens . Die Welt des Mittelalters / S. 104
Widmar Puhl • Abenteuerreise mit Chor . Teil II / S. 138

Atelier
Andreas Andrej Peters • 1000Füßler Kirche . Das neununddreißigste Kind . Prosa / S. 153
Astrid Bartel • Ungewolltes Wiedersehen . Prosa / S. 167

Bücherregal
Heinz Weißflog • Peter Gehrisch . Das Märchen hebt an, guten Abend! / S. 177
Wolfgang Schlott • Sigrid Katharina Eismann . Das Paprikaraumschiff / S. 179
Hans Dama • Ioan-Aurel Pop . Ioan Bolovan . Geschichte Siebenbürgens / S. 181
Tania Gensfett • Widmar Puhl . Suleikas rebellische Kinder / S. 185
Uli Rothfuss • Elizaveta Kuryanovich . Danke. Spasibo / S. 188
Uli Rothfuss • Goran Vojnovic . Unter dem Feigenbaum / S. 191

Forum
Widmar Puhl • Der Wald steht still und schweiget / S. 193